Leben mit der Bombe

 

Zeitzeuge Joseph Meyer gibt Einblick in die Zeit des „Kalten Krieges“

 

Einen eindrucksvollen Einblick in die Zeit des „Kalten Krieges“ erhielten die Schüler der Klasse 10R3 der Albert-Trautmann Schule. Dankenswerterweise hatte sich der ehemalige Konrektor der Schule, Herr Joseph Meyer, bereit erklärt, seine persönliche Geschichte über diese spannungsreiche Epoche der deutsch-deutschen Geschichte zu schildern. Als Beispiel nannte er die Kuba-Krise, in der die beiden Supermächte USA und UdSSR kurz vor einem atomaren Konflikt standen. Im Unterricht verfolgte der damalige Neuntklässler zusammen mit seinem Lehrer via Radio, wie sich die internationale Krise im Jahre 1961 rasant zuspitzte, jedoch letzten Endes friedlich beigelegt wurde. 

Während des Vortrages fand Herr Meyer immer wieder Zeit, auf die Fragen der Schüler einzugehen. So wollten diese vor allem wissen, welches Ereignis dem Hauptmann d. R. besonders in Erinnerung geblieben sei. Ohne zu zögern fiel Herrn Meyer eine Anekdote aus dem Jahre 1968 zur Zeit des „Prager Frühlings“ ein, während der er als aktiver Offizier eine Panzerkompanie in Hildesheim führte. Schmunzelnd berichtete Herr Meyer, dass er damals eigentlich seine Freundin in Hannover besuchen wollte, was jedoch durch einen generellen Alarm der NATO verhindert wurde. Statt Angst über einen bevorstehenden Krieg habe er sich damals vielmehr über das vermieste Wochenende geärgert, dass ihm die Bundeswehr „eingebrockt“ habe. Wie zu erwarten erntete Meyer mit seinen privaten Ausführungen zahlreiche Lacher von Seiten der Schüler. Auf die Frage, welche Folgen ein Atomkrieg gehabt hätte, meinte Meyer, dass dies höchstwahrscheinlich das Ende Deutschlands und somit auch für Werlte bedeutet hätte, da damals zahlreiche Kasernen (Sögel, Werlte) und Munitionslager (Lahn, Lorup) auf dem Hümmling existierten. Dies sei natürlich auch dem Warschauer Pakt bekannt gewesen, sodass sowjetische Raketen auf Ziele im Emsland ausgerichtet gewesen seien. Diese Einschätzung wurde von den Schülern mit betroffenem Schweigen und erstaunten Blicken quittiert.

Abschließend stellte der aktive Heimatkundler fest, dass die meisten Menschen sich mit dem Leben während der „Zeit der Atombombe“ arrangiert hätten, da das Gleichgewicht des Schreckens den internationalen Frieden letztendlich garantiert habe. Persönlich habe er niemals mit dem Fall der Berliner Mauer im Jahre 1989 gerechnet, so habe er noch eine Woche zuvor eine Klassenfahrt in die damalige Hauptstadt der DDR unternommen. Umso überraschter habe er sich nach dem Mauerfall gezeigt.

Auf diesem Wege möchte sich die Klasse 10R3 und ihr Geschichtslehrer Herr Henning Müller für einen interessanten, über große Strecken humorvollen und absolut authentischen Zeitzeugenbericht bei Herrn Meyer bedanken.