Zeitzeugen besuchen Albert-Trautmann Schule

 

 

Eine Geschichtsstunde der besonderen Art erlebten die Schüler der Klasse 10R3 der Albert-Trautmann Schule am 14.03.2013. Zu Besuch waren die Zeitzeugen Hans Hanneken und Heinrich Koop, die beide aus Wehm stammen. Im Rahmen des Themas „Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg“ berichteten die beiden Wehmer Senioren den Schülern von ihrer Jugend sowie verschiedenen Erlebnissen ihrer Soldatenzeit.


Zunächst schilderte der 88jährige Hans Hanneken, wie er 1942 in die Wehrmacht eingezogen worden sei. Über Werlte, Lathen und Lingen sei er schließlich nach Aachen gelangt, wo er auch seine Grundausbildung absolviert habe. Nach mehreren „scharfen“ Übungen auf dem Truppenübungsplatz Köln-Wahn sei er dann mit seiner Einheit per Bahn nach Lille, Frankreich, transportiert worden. Hier wurden er und seine Kameraden hauptsächlich zum Schutz gegen Partisanenangriffe eingesetzt. Bezüglich der Frage der Schüler, wie die französische Bevölkerung die deutschen Besatzungssoldaten behandelt hätte, entgegnete Hanneken, dass dies sehr unterschiedlich gewesen sei. Während einige Franzosen die Soldaten als „Boche“ beschimpft hätten, seien andere sehr zuvorkommend und freundlich gewesen, da ihre französischen Angehörigen sich in deutscher Kriegsgefangenschaft befunden hätten und dort gut behandelt worden seien.


Im Jahre 1943, so Hanneken, sei er mit seiner Einheit nach Monte Cassino, Italien, verlegt worden. Während dieser Zeit erlebte Hanneken, wie zwischen alliierten und deutschen Soldaten eine mörderische Schlacht um das als strategisch geltende Kloster auf dem Berg entbrannte, das letztendlich durch amerikanische Bombenangriffe vollständig zerstört worden sei. In emotionaler Weise berichtete Hanneken den Schülern, wie er mehrere Kameraden, darunter einen 17jährigen Ersatzmann sowie einen älteren Unteroffizier, während der Kämpfe verloren habe. Dem gleichen Schicksal sei er selbst im wahrsten Sinne des Wortes um Haaresbreite entgangen. Im Verlauf der Schlacht sei er schließlich in englische Kriegsgefangenschaft geraten und über Neapel nach Nordafrika ausgeschifft worden. Die Behandlung der deutschen Soldaten durch die Alliierten habe er als gut empfunden, so habe er nicht an Hunger leiden müssen. Erst im Jahre 1948 kehrte Hanneken zurück in Heimat, wo er bis heute wohnt.

Ebenso eindrucksvoll für die Schüler war der Zeitzeugenbericht des 86jährigen Heinrich Koop, der mit 17 Jahren 1944 als Flaksoldat eingezogen worden war. Koop berichtete, dass seine Einheit auf dem Fliegerhorst in Hildesheim stationiert war. Seine Aufgabe sei gewesen, die deutschen Flugzeuge bei Start und Landung vor herannahenden Jagdmaschinen zu schützen. Im Jahr 1945 sei er in die Nähe von Magdeburg verlegt worden. Als sich das Kriegsende immer deutlicher abzeichnete, haben er und viele seiner Kameraden versucht auf direktem Wege die Elbe zu überqueren, um der gefürchteten russischen Kriegsgefangenschaft zu entgehen. Mit Hilfe der Amerikaner sei er, ebenso wie viele deutsche Soldaten, über die Elbe geschifft worden, woraufhin es direkt in die Kriegsgefangenschaft im Lager Kalbe ging, wo über 80 000 deutsche Soldaten interniert waren.  Im Gegensatz zu Hanneken sei er bereits gegen Ende des Jahres 1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden.


Auf diesem Wege möchte sich die Klasse 10R3 sowie ihr Geschichtslehrer Herr Henning Müller noch einmal recht herzlich bei den beide Zeitzeugen bedanken, dass sie ihre Erinnerungen an ein mahnendes Kapitel der deutschen Geschichte mit der Generation der Enkelkinder geteilt haben.