Ein Jahr als Austauschschülerin in Venezuela

Mein Name ist Isabell Hill und ich bin Austauschschülerin in dem wundervollen Land Venezuela, worüber ich euch ein wenig erzählen möchte. Diesen Austausch mache ich durch Rotary International.

Ich besuche hier für ein Jahr die Schule und wohne in verschiedenen Gastfamilien. Seit dem 24.08.12 bin ich nun in Venezuela und es ist einfach nur super! Bereits jetzt kenne ich schon alle meine Familien und sie sind sehr nett. Jeden Tag scheint die Sonne und es ist bis zu 35 Grad warm. Die ersten Tage hier in Venezuela waren schon sehr komisch. Neues Essen, neue Familie. Alles ist komplett anders! Erst nach 2 Wochen wird dir klar, du bist nun für ein Jahr hier ohne deine Familie und ohne deine Freunde.

Aber ich muss ehrlich sagen, ich habe immer noch Superkontakt zu meinen Freunden und zu meiner Familie in Deutschland. Ich würde niemals mehr tauschen wollen. Denn was ich in den ersten Monaten schon erlebt habe und was ich noch alles in dem Jahr erleben werde, war es auf jeden Fall wert!

In Venezuela spricht man Spanisch. Venezuela hat eine Bevölkerungsdichte von 29.000.000 Einwohnern. Die Hauptstadt ist Caracas. In Caracas und außerhalb sind die Strände ein Traum!

Ich wohne in einer sehr großen Stadt namens San Cristobal. Dort gibt es viele Universitäten und Privatschulen. Meine Schule heißt U.E. Colegio Los Pirineos Don Bosco und ist ein katholisches Privatgymnasium. In Südamerika sind Schuluniformen Pflicht. Jede Schule hat ihre eigene Uniform. Mein Schulalltag geht von montags bis freitags und beginnt um 07.00 Uhr und endet um 13.00 Uhr. Meine Schule ist zwar sehr streng, dennoch hat man dort super viel Spaß, und die Lehrer und Schüler sind sehr nett.

Die Mitschüler an meiner Schule sind sehr offen und freuen sich jeden Tag, wenn ich zur Schule komme. Ein besonderes Erlebnis hatte ich, als ich ihnen von meinem Tintenkiller erzählte und ihn vorführte. Alle waren total verblüfft. Sie schauten mich an, als ob ich zaubern würde, da sie so etwas noch nie in ihrem Leben gesehen hatten. (Habe bereits Bestellungen entgegengenommen ;-)). An meiner Schule ist es Tradition für jeden Geburtstag in der jeweiligen Klasse einen Kuchen zu kaufen oder zu backen und gemeinsam mit allen Klassenkameraden zu essen. Das bedeutet: 28 Kinder in einer Klasse essen 28 Kuchen pro Jahr ;)

So hat es auch etwas Gutes, wenn man viele Klassenkameraden hat. Der Respekt der Schüler hier an der Schule gegenüber ihren Lehrern ist ungewohnt gering. Die Lehrer möchten Freunde ihrer Schüler sein, doch leider nutzen die Schüler das nur aus. Im Unterricht machen die Schüler kaum etwas. Entweder sie schlafen, essen, hören Musik oder reden einfach nur miteinander. Daher müssen sie dann nachmittags den Unterrichtsstoff nachholen. Die wichtigsten Regeln an meiner Schule sind: Das Tragen der Schuluniform (ohne sie darf man die Schule nicht betreten), keine Drogen und kein Alkohol. Ansonsten kommt und geht jeder so wie er will.

Manchmal kommen Schüler erst um 10.00 Uhr, manchmal auch gar nicht. Allerdings sind die Regeln für Austauschschüler wie mich viel strenger. Denn die Sicherheit der Austauschschüler steht hier im Vordergrund. So darf ich z.B. nach Unterrichtsschluss das Schulgebäude erst dann verlassen, wenn meine Gasteltern mit dem Auto vorgefahren sind, um mich abzuholen, da es auf den Straßen sehr gefährlich ist. Sich ohne Begleitung auf den Weg zu machen oder nur einfach auf der Straße zu stehen, ist für Austauschschüler strengstens verboten. Wenn man seine Freunde besuchen möchte, müssen entweder die Gasteltern dich fahren oder du fährst mit Taxi. Aber Vorsicht auch dabei, nicht alle Taxis sind sicher! Vor allem ist es sehr gefährlich Taxi zu fahren, wenn man die Sprache nicht beherrscht und sich nicht auskennt. Es ist auch nicht Üblich, mit dem Fahrrad mal eben mit Freunden oder zur Schule zu fahren.

Da die Armut in diesem Land sehr groß ist, ist die Kriminalität sehr hoch. Eigene enttäuschende Erfahrungen habe ich bereits in meiner Schule gemacht. Handys, Geld oder auch Klamotten werden gerne gestohlen. Mein Gastland hat natürlich auch viele gute Seiten. Die Menschen sind sehr „locker“! Sie reden dich einfach an auch wenn sie dich nicht kennen.

Zur Begrüßung und zum Abschied gibt man einander stets einen Kuss auf die Wange. Venezolaner sind sehr witzig und humorvoll. Sie sind immer gut gelaunt und lieben Süßigkeiten! Haribos und Schokolade aus Deutschland sind deshalb für sie ein Traum. Das Essen in Venezuela ist sehr lecker. Ich esse jeden Tag Reis mit Hühnchen oder Rindfleisch. Schweinefleisch wird kaum gegessen, und wenn ich ehrlich bin, ich vermisse es auch gar nicht. Eine meiner drei Reisen mit den Austauschschülern von Rotary, habe ich schon erlebt. Es war einfach nur hammer. Natürlich war die Kommunikationssprache Spanisch, aber damit kamen alle super klar.

Wir waren 10 Tage mit dem Bus unterwegs. 3 Tage in der Stadt Coro im Norden von Venezuela und 7 Tage jeweils an einem anderen Ort. Wir haben sehr viel gesehen und waren am Ende dieser ersten Reise sehr traurig auseinanderzugehen, weil wir uns während dieser Zeit so aneinander gewöhnt und uns richtig liebgewonnen hatten. Die nächste Reise ist im Februar und die letzte im Juni. Insgesamt sind wir 22 Austauschschüler aus Deutschland, Mexiko, Belgien, Schweiz, Frankreich, USA, Brasilien und Thailand. Es war einfach superschön. Wir haben sehr viel gelacht und hatten sehr viel Spaß. Ich freue mich schon so sehr auf die nächsten Reisen! :)

Ein Rotarier sagte zu uns auf der Reise: Estos buenos muchachos son como una familia. Das heißt übersetzt: Diese genialen Menschen sind wie eine Familie! Wie recht er damit hat!

Wie ich weiß, habt ihr alle eure Zeugnisse bekommen und ich hoffe, ihr wart mit ihnen zufrieden! Gott sei Dank, bekomme ich erst Ende des Schuljahres mein Zeugnis und darüber bin ich auch sehr froh;) Ich schicke euch Schülern und natürlich auch den lieben Lehrern einen Sonnenstrahl ins super kalte Werlte! Saludos a todos y besito ! ;)

Isabell Hill