Lebendige Geschichte – Zeitzeugenbesuch in der 10R3


"Geschichtsunterricht hautnah" erlebten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10R3, indem sie an einem eindrucksvollen und emotionalen Zeitzeugenbericht aus erster Hand über das Thema "Flucht und Vertreibung" teilnahmen. Zu Besuch an der Albert-Trautmann Schule waren die Zeitzeugen Frau Friedemann, Herr Fligg sowie Herr Majewski, die allesamt Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sind. Zudem war Herr Hömme vom Heimatverein Werlte anwesend.

 
In eindrucksvoller Weise schilderte Herr Fligg zunächst, wie er seine unbeschwerte Jugend während der ersten Kriegsjahre in Ostpreußen verbracht hatte. Dies änderte sich jedoch gegen Ende des Krieges und während der Nachkriegszeit. So musste die gesamte deutsche Bevölkerung Ostpreußen verlassen, da dort nun Polen von der sowjetischen Besatzungsmacht angesiedelt wurden. Zu Fuß trat Herr Fligg die Reise gen Westen an, bis er schließlich mit seiner Familie Berlin erreichte. Nach mehreren unterschiedlichen Stationen wurde Herr Fligg schließlich in Werlte heimisch, wo er bis heute lebt.


Ebenso emotional begann Herr Majewski seinen Zeitzeugenbericht. So schilderte er den Schülern, dass er aufgrund seiner "wolgadeutschen" Herkunft über Nacht vertrieben wurde und mit seiner Familie nach Sachsen flüchten musste. Während dieser Flucht erlebte Herr Majewski, wie gesamte Landstriche nach der Parole "Verbrannte Erde" zerstört wurden. Zudem erzählte er in höchst emotionaler Weise, wie er Zeuge von deutschen Massenerschießungen an der jüdischen Bevölkerung wurde.


Am Ende der Stunde ließ die aus Hinterpommern stammende Frau Friedemann die Schüler an ihren Erlebnissen während der Flucht teilhaben. So flüchtete sie mit ihrer Mutter sowie ihren Geschwistern in Richtung Ostsee, um per Schiff die Flucht Richtung Westen anzutreten. Mit Glück konnte ihre Familie noch einen Platz auf einem der vor Anker liegenden Dampfer ergattern. Während der Flucht erlebte Frau Friedemann, wie eines der Nachbarschiffe voll besetzt mit Flüchtlingen während eines Luftangriffes bombardiert und versenkt wurde. Dieses Unglück forderte mehr als 2500 Menschenleben, hauptsächlich Frauen, Kinder und Verwundete.


Auf diesem Wege möchte sich die Klasse 10R3 sowie ihr Geschichtslehrer Herr Müller noch einmal recht herzlich bei den Zeitzeugen bedanken, dass sie ihre Erinnerungen an ein mahnendes Kapitel der deutschen Geschichte mit der Generation der Enkelkinder geteilt haben.


Auf dem Foto (von links): Johannes Majewski, Gisela Friedemann, Heinrich Hömme, Paul Fligg