Berlin 2012

Kurz vor den Osterferien unternahmen die vier 10. Klassen der Albert-Trautmann-Schule eine Abschlussfahrt in die Bundeshauptstadt. Die begleitenden Lehrerinnen und Lehrer hatten sich um ein interessantes und abwechslungsreiches Programm bemüht.
Nach einer etwa sieben Stunden langen Busfahrt wurde die Jugendherberge am Wannsee erreicht. Nach Verteilung der Zimmer und Bezug der Betten ging es am Nachmittag ein erstes Mal mit der S-Bahn in die Stadt. Gruppenfahrkarten mussten am Automaten erworben und auf dem Bahnsteig entwertet werden. Am Bahnhof „Zoologischer Garten“ stiegen wir aus und stiegen in die Buslinie 100 um. Mit diesem Bus kommt man an den wichtigsten und bekanntesten Gebäuden und Sehenswürdigkeiten vorbei. So konnten wir die Siegessäule, den Sitz des Bundespräsidenten, das Schloss Bellevue, das Haus der Kulturen der Welt, das Bundeskanzleramt, das Reichstagsgebäude und auch das Brandenburger Tor sehen. Auf der ehemaligen Prachtstraße „Unter den Linden“ ging es weiter bis zum Alexanderplatz, vorbei am Berliner Dom, dem Roten Rathaus und dem Fernsehturm. Diesen bestiegen wir, als es dunkel wurde. So konnten wir Berlin von oben sowohl bei Tageslicht als auch bunt beleuchtet erleben.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Politik. Ein Mitarbeiter der Abgeordneten des Wahlkreises Unterems, Frau Gitta Connemann, erzählte uns vieles über eine normale politische Woche in Berlin. Allerdings kam er mehr als eine halbe Stunde zu spät, sodass die Lust am Fragenstellen schon vergangen war. Interessanter war da schon das Essen im Abgeordnetenhaus, das allen gut schmeckte. Nachmittags hatten wir dann Gelegenheit, auf die Dachterrasse des Reichstages zu fahren und erneut Berlin von oben zu betrachten. Uns fielen die vielen großen Baukräne auf. Leider war die Glaskuppel wegen Reinigungsarbeiten nicht zugänglich. Tatsächlich konnten wir auch einen Fensterputzer erblicken. Anschließend nahmen wir auf den Besuchertribünen über dem Plenarsaal Platz, der uns durch einen weiteren Mitarbeiter erklärt wurde. Ganz nebenbei beobachteten wir dabei die Umbauarbeiten im Plenarsaal, denn für die Wahl des neuen Bundespräsidenten mussten alle Stühle ausgebaut werden. Nach diesen politischen Eindrücken der Hauptstadt besuchten wir am Abend die Schülerdisco DLight im Club Matrix.
Am Mittwoch erfuhren wir sehr viel über die Geschichte der Stadt Berlin in der Ausstellung „The story of Berlin“. Hier beeindruckte vor allem der Atomschutzbunker, der 1970 eingerichtet wurde und 3600 Menschen für etwa zwei Wochen das Überleben im Falle eines Atomkrieges sichern sollte. Gut, dass er nie gebraucht wurde, das war uns allen klar. Die Teilung der Stadt Berlin durch die Mauer, die im August 1961 errichtet wurde, beschäftigte uns am Nachmittag im Mauermuseum am Checkpoint Charlie. Ein Zeitzeuge berichtete uns davon, wie er über mehrere Jahre Menschen von Ost- nach Westberlin schmuggelte. Dabei wurde mehrfach auf ihn geschossen, aber immer sei alles gut gegangen. Er erzählte von Tunneln, die unter der Berliner Mauer hindurch gegraben wurden und so den Weg in die Freiheit bahnten. Auch die mehr als engen Verstecke in Autos oder in einem Surfbrett beeindruckten uns sehr.  Wieder ein sehr interessanter Tag in Berlin, der uns ein Stück Geschichte verstehen ließ.
Für viele Schülerinnen und Schüler war allerdings der vierte Tag der interessanteste. Am Vormittag wurde zunächst das Stelenfeld des Holocaustdenkmals besucht und durch eine Führung näher erklärt. Ein Gang durch die Stelen, die teilweise über 5 Meter hoch sind, rief ganz verschiedene Eindrücke hervor, über die wir uns im Gespräch austauschten. Dann ging es hinunter in das Informationszentrum, in dem in verschiedenen Räumen noch einmal die Gräueltaten der Nazis dargestellt wurden und an umgekommene Juden erinnert wurde. Beim Lesen von Auszügen aus Abschiedsbriefen hatten nicht wenige einen Kloß im Hals. Automatisch war es hier auch sehr still, niemand redete mehr laut, wenn überhaupt, wurde nur geflüstert. Am Nachmittag besuchten wir dann das ehemalige Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Dazu mussten wir zunächst vom Alexanderplatz aus mit der Trambahn stadtauswärts fahren und etwa einen Kilomater zu Fuß gehen. Ein Film stimmte uns in die Thematik ein. Eine Frau, die zwar selbst nicht in Hohenschönhausen war, führte uns anschließen durch die Gebäude und berichtet von den unwürdigen Methoden, mit denen dort Menschen gefangen gehalten und häufig auch schikaniert wurden. Erschreckend waren für uns die Berichte über die Bespitzelungen der Menschen. Niemandem konnte man trauen, nicht einmal vor seinem Ehepartner war man sicher. Sie selbst habe nach dem Fall der Mauer herausgefunden, wer als Spitzel auf sie angesetzt worden sei, denn sie hatte wohl eine kritische Nachricht an die Pinnwand der Universität geheftet und war schon zu einem ermahnenden Gespräch gebeten worden. Auch erzählte sie davon, wie sie mit vielen anderen zusammen im Schutzraum der Kirchen Treffen veranstaltete und zu den „Montagsdemonstrationen“ ging, die nicht wenig Anteil am Zusammenbruch des sozialistischen Staates hatten. Auch in Hohenschönhausen haben wieder viele Schülerinnen und Schüler ein Stück Geschichte der beiden deutschen Staaten verstanden.
Bevor wir dann am Freitag wieder ins heimische Werlte zurückkehrten, konnten alle noch einmal ohne Programmpunkte in die Hauptstadt fahren. Zum Leben in einer Großstadt wurden noch einmal viele Erfahrungen gesammelt. So war es gar nicht einfach, einen Supermarkt zu finden, um sich für die Rückfahrt zu versorgen. Auch an den Menschen fiel einiges auf. Anders als in Werlte grüßen die Menschen nicht, viele wirken unfreundlich und genervt. Aber das konnten wir auch gut verstehen, denn immer hat man viele Menschen um sich herum, muss dauernd mit den S- oder U-Bahnen fahren, um an sein Ziel zu kommen und braucht dafür auch viel Zeit, die viele mit Lesen verbringen.
Insgesamt war die Woche in Berlin sehr aufregend und lehrreich. Sie bleibt uns sicher in guter Erinnerung.